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Alice Cherki


Porträt

Alice Cherki

Biografie

In Algerien geboren, hat Alice Cherki dort als jüdisches Kind die antisemitischen Gesetze des Vichy-Regimes in den 1940er Jahren noch persönlich miterlebt. So musste sie im Alter von drei Jahren ihren Kindergarten verlassen, «weil sie Jüdin war», auch wenn sie damals noch gar nicht verstand, was das bedeutete. Ihre Erinnerung an diese Erlebnisse wird an einer Hörstation der Ausstellung «Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg» (im Kapitel über Judenverfolgung außerhalb Europas) im Originalton präsentiert. In den 1950er Jahren hat Alice Cherki als Psychiaterin und Aktivistin der algerischen Befreiungsfront fünf Jahre lang eng mit Frantz Fanon zusammen gearbeitet. Fanon war der internationale Sprecher der Front de la Liberation National (FLN). Alice Cherki arbeitete mit ihm an der Revolutionierung der repressiven algerischen Psychiatrie und als Befreiungskämpferin im Untergrund gegen die französische Kolonialmacht in Algerien und Tunesien.
Im Jahr 2000 publizierte sie eine Biografie über den Theoretiker des antikolonialen Befreiungskampfes, die ein Jahr später unter dem Titel «Frantz Fanon - Ein Porträt» im Nautilus-Verlag auch in deutscher Übersetzung erschien. Alice Cherki hat darüber hinaus zahlreiche weitere Publikationen veröffentlicht und ist Mitautorin eines Buchs über die Juden Algeriens (Les Juifs d`Algerie, 1987).

Der Theoretiker und Revolutionär Frantz Fanon hat Befreiungskämpfer in der Dritten Welt und Intellektuelle in den Industrieländern gleichermaßen fasziniert und beein-flusst - zum einem mit einer ungeschminkten Analyse des europäischen Kolonialismus und Rassismus, zum anderen mit den politischen und persönlichen Konsequenzen, die er daraus zog. 1925 in Martinique geboren, studierte Fanon Philosophie und Medizin in Lyon und meldete sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig, um für das «Freie Frankreich» und gegen Nazideutschland zu kämpfen. Wie Alice Cherki beschreibt, hat der Antisemitismus der Nazis und die rassistische Diskriminierung der Kolonialsoldaten in den französischen Streitkräften seine spätere Analyse des Rassismus entscheidend geprägt.



 

Titelbild: An announcement about the construction of Ciné Guimbi in Burkina Faso. (Photo: Marilia Guiraud/Ciné Guimbi)