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La vie sur terre
Credits
Titel: La vie sur terre
Produktionsland: Mauretanien; Frankreich
Erscheinungsjahr: 1998
Format: 35 mm
Farbe: Farbe
Sprachfassung: OF m. engl. UT
Länge: 61 Minuten
Regie: Sissako, Abderrahmane
Drehbuch: Sissako, Abderrahmane
Kamera: Besse, Jacques
Schnitt: Ben Rachid, Nadia
Ton: Armant, Pascal
Darsteller: Sissako, Abderrahmane; Baby, Nana; Sissako, Mohamed
Inhalt
Der Film ist Bestandteil eines internationalen Projektes, bei dem zehn Regisseure aus verschiedenen Kontinenten mit cineastischen Mitteln die Bedeutung des Millenium-Wechsels in ihren jeweiligen Ländern reflektieren. Auch der Film von Abderrahmane Sissako spielt am Silvestertag vor Beginn des Jahres 2000. Der mauretanische Regisseur ist dafür mit der Kamera in sein kleines Heimatdorf Sokolo am Rande der Sahara zurückgekehrt, um dort einen essayistischen Film zu drehen, der aus authentischen Beobachtungen und Spielszenen besteht. In Sokolo, das wird rasch deutlich, bestehen andere Bezüge zu Zeit und Raum als anderswo. Hier geht das alltägliche Leben auch an diesem Tag ungerührt seinen Gang: da sitzen die Männer stundenlang im Schatten einer ockerbraunen Lehmmauer und bewegen sich nur, um ihre Stühle von Zeit zu Zeit aus der vorrückenden Sonne zu schieben. Auf den Feldern arbeiten sie nur am frühen Morgen und in der Abenddämmerung, wenn die Hitze des Tages nachlässt und das Land und die einfachen Lehmhäuser des Ortes in ein warmes rotes Licht getaucht sind. Ansonsten herrscht eine fast stoische Ruhe. Wie in Zeitlupe fährt eine junge Frau mit dem Fahrrad durch das Dorf, hält mal hier und mal dort an, um ein Schwätzchen zu halten. Auch wer in Sokolo zum Friseur oder zum Dorffotografen geht, der mit einem
altertümlichen Kinematografen hantiert, muß viel Geduld aufbringen. Dies gilt noch mehr auf dem kleinen Postamt, wo der Beamte oft Stunden braucht, um eine Telefonverbindung herzustellen. Die Aussenwelt dringt ansonsten nur per Radio nach Sokolo ein: Über den französischen Auslandssender RFI, dessen Sendungen und Nachrichten aus Europa hier jedoch wie von einem anderen Stern wirken. Sehr viel bodenständiger erscheint dagegen die lokale Station von Radio Sokolo, wo der einzige Moderator in seinem kleinen, von allerlei Gerumpel überfüllten Studio ungerührt zwischen alten Plattenspielern vor seinem Mikrophon sitzt, Musikwünsche erfüllt und Dorfnachrichten weitergibt. Das Jahr 2000, der vielbeschworene Millenium-Wechsel, ist ihm kaum eine Anmerkung wert. Denn in Sokolo geht das Leben auch dann weiter wie immer: in gewohnter Einfachheit und Armut, Kargheit und Ruhe.
Dass die Probleme dieses Dorfes anderswo zur Kenntnis genommen werden, erscheint ebenso unwahrscheinlich wie dass sich daran jemals etwas ändern wird.
Titelbild: The Western Sahara international film festival © FiSahara | Alberto Almayer